Karte 1803

Ludwig Börne

geboren6.5.1786 in Frankfurt a.M.

gestorben12.2.1837 in Paris

Schriftsteller

Ludwig Börne wurde als Juda Löb Baruch in der Judengasse in Frankfurt am Main geboren und erhielt eine orthodoxe jüdische Erziehung. Dank des väterlichen Vermögens war er sein Leben lang materiell abgesichert. Er studierte zuerst das einzige in Gießen für Juden zugelassene Fach, Medizin, dessen Studium er in Berlin bei Marcus Herz fortsetzte. Er verliebte sich in dessen Frau, die Salondame Henriette Herz, an die er zahlreiche Liebesbriefe richtete. Anschließend studierte er in Halle und Heidelberg, wo er 1808 promoviert wurde, Geistes- Cameralwissenschaften. Seit 1811 bekleidete er in seiner Heimatstadt das Amt eines Polizeiaktuars (d. h. Polizeisekretärs), aus dem er wieder ausscheiden musste, nachdem der unter Napoleon gewährte Zugang der Juden zu den Bürgerrechten wieder verschlossen worden war. 1818 trat er zum Protestantismus über, was in seinem Fall die innere Wandlung vom orthodoxen Juden zu einem gebildeten Europäer zum Ausdruck bringen sollte. Im gleichen Jahr gründete er seine eigene Zeitschrift, „Die Waage“. Er wurde bald zu einem der meistgelesenen liberalistischen Publizisten Deutschlands. Er schuf einen journalistischen Stil, der die Verteidigung politischer und moralischer Grundsätze mit humorvoller Polemik und einem leichten, abwechslungsreichen Stil verband. Die Zensur zwang ihn, seine Kritik indirekt zu äußern und in Andeutungen zu verstecken, die er z. B. in zahlreiche Theaterkritiken einbaute. Sein Erfolg bewegte Metternich sogar zu dem Versuch, ihn auf seine Seite zu ziehen, was aber an Börnes Prinzipientreue scheiterte.

Von der Julirevolution 1830 beeindruckt, siedelte er nach Paris über. Von dort sandte er seine „Briefe aus Paris“ nach Deutschland, die über die Entwicklungen im revolutionären Frankreich berichteten und sie kommentierten. Seine Erfahrungen in Frankreich führten ihn zu dem Schluss, dass der legalistische Kurs der deutschen Liberalen, die durch von den Fürsten gewährte Mitbestimmung und ihrem Einfluss auf die öffentliche Meinung den Staat zu reformieren hofften, zu nichts führen würde und eine Revolution notwendig sei, wie sie ja dann auch elf Jahre nach seinem Tod stattfand.

Den damals ebenfalls im Pariser Exil lebenden Heinrich Heine griff er scharf an, da für ihn politische Aktion und die Verwirklichung der Freiheit einen ausschließlichen Wert hatte, während Heine nicht nur politisch-ethisch denkender Publizist, sondern auch Dichter war, der Liebe zur Freiheit und zur Form auf manchmal widersprüchliche Weise verband. Heine rächte sich nach Börnes Tod mit der zum Teil denunziatorischen Schrift „Heine über Börne“. 1832 nahm er am Hambacher Fest teil, wo er wie ein Held gefeiert wurde. Er starb 1837 in Paris.

Ludwig Börne